Sequenzierung der Mikrobiota
Schülerinnen führen eigenständig oder im Rahmen ihres privaten Umfelds (z. B. landwirtschaftliche Familienbetriebe, Haushalt, Produkte) Probenahmen gemäß einem standardisierten Protokoll durch und analysieren das Mikrobiom mittels DNA-Sequenzierung. Durch die Bereitstellung von MinION-Benchtop-Sequenzierern an den Partnerschulen wird es ermöglicht, dass die Mikrobiomanalysen unter fachkundiger wissenschaftlicher Anleitung durch Projektmitarbeiterinnen der Vetmeduni direkt vor Ort an den Schulen durchgeführt werden können.
Bioinformatische Analyse
Die Analyse und (graphische) Aufbereitung der erhobenen Daten erfolgt unter Nutzung der bestehenden Informatik-Infrastruktur der Schule. Hierbei kommt modernste Analysesoftware zum Einsatz, die den aktuellen Stand der Technik repräsentiert und eine fundierte Auswertung der Mikrobiom-Daten ermöglicht.

Mikrobiom-gestützte Bildung für Nachhaltigkeit und Hygienemanagement
Die erhobenen Daten ermöglichen es SchülerInnen, i.) die bestehenden Hygienemaßnahmen in familiären Kleinbetrieben zu bewerten und in beratender Funktion mögliche Optimierungen zu diskutieren, ii.) den Lebensmittelverlust im eigenen Haushalt zu analysieren und gemeinsam mit der Familie durch gezielte Anpassungen zu minimieren sowie iii.) die Anwendung von Desinfektionsmaßnahmen im (Arbeits-)Alltag auf deren Sinnhaftigkeit und Effektivität zu prüfen. Durch die praktische Wissensvermittlung gewinnen SchülerInnen ein fundiertes Verständnis für die Bedeutung mikrobieller Vielfalt in einem funktionierenden Ökosystem. Dies trägt dazu bei, die wissenschaftliche Kompetenz zu fördern und Wissenschaftsskepsis abzubauen.
Wissenschaftskommunikation
Die involvierten Schülerinnen forschen im Projekt Micro-Tramper nicht nur mit modernsten Methoden zur Probenanalyse und Datenauswertung – sie vermitteln die dabei gewonnenen Erkenntnisse und dafür nötigen Kompetenzen auch proaktiv im öffentlichen Raum. In Workshops werden sie zunächst in interaktiver Wissenschaftskommunikation geschult. Sie lernen Methoden des Storytelling kennen, um auch komplexe Zusammenhänge und Herangehensweisen prägnant auf den Punkt zu bringen. Es werden unterschiedliche Zielgruppen und deren Vorwissen, Interessensschwerpunkte und Interaktionsmotivation thematisiert, um die jeweils effektivsten Kommunikationsformate und -Kanäle zu wählen.
Die Herausforderung bei dieser Form von aufsuchender Wissenschaftskommunikation besteht darin, überhaupt ins Gespräch zu kommen und Menschen auf einer emotionalen Ebene zu erreichen, ohne dabei aber dozierend oder belehrend zu wirken. Nur wer durchgehend im Dialog auf Augenhöhe bleibt, kann die Aufmerksamkeitsspanne des Gegenübers nutzen und sogar ausbauen. In den Workshops werden dafür unkonventionelle und kreative Anschauungsmaterialien gestaltet und Hands-On-Aktivitäten entwickelt, um interessierten Laien die Forschungsfragen, die methodische Herangehensweise und die Ergebnisse verständlich und anschaulich zu vermitteln. Schließlich schwärmen die Schülerinnen in Fußgängerzonen und Einkaufszentren, bei Landwirtschaftsmessen oder Viehversteigerungen aus, suchen das Gespräch mit Passantinnen und diskutieren mit ihnen über mikrobielle Diversität, PCR-Geräte, DNA-Sequenzierung und Bioinformatik – und wie das alles mit Käsereifung, Euterentzündungen oder der Anordnung der Lebensmittel im eigenen Kühlschrank zusammenhängt. Begleitend werden Kurzvideos, Postings und Kurzpräsentationen gestaltet, um auch diverse andere Kommunikationskanäle und -situationen abzudecken.
Wir wollen…
…Mikroorganismen verstehen
Erforschung, wie Mikroorganismen reisen, sich in verschiedenen Umgebungen ausbreiten und mit ihrer Umwelt interagieren.
…Citizen Science mitgestalten
Einbindung von Schülerinnen, Lehrerinnen und der Öffentlichkeit in wissenschaftliche Forschungsprozesse, um gemeinsam neues Wissen zu schaffen.
…Bildung und Wissenschaft verbinden
Vermittlung moderner Methoden der Mikrobiologie und Ökologie in Schulen und Bildungseinrichtungen.
…Innovative Technologien nutzen
Einsatz modernster Techniken wie bench-top DNA Sequenzierung und digitale Datenauswertung um Mikroben zu identifizieren.
…Bewusstsein schaffen
Sensibilisierung für die Bedeutung von Mikroorganismen in unserem Alltag, in Lebensmitteln, der Umwelt und der Gesundheit.
…Nachhaltigkeit unterstützen
Untersuchung, wie Mikroorganismen zu umweltfreundlicheren Lebensmitteln, gesünderen Ökosystemen und nachhaltigen Prozessen beitragen können.
…Wissenschaftliches Arbeiten fördern
Schülerinnen und Lehrerinnen praktische Forschungserfahrungen ermöglichen und ihre Kompetenzen im naturwissenschaftlichen Arbeiten stärken.
…Daten für die Wissenschaft sammeln
analysieren, interpretieren und in Fachjournals publizieren.
…Faszination für Mikrobiologie wecken
Begeisterung für die Welt der Mikroben fördern und junge Menschen für naturwissenschaftliche Berufe inspirieren.
…Langfristige Kooperationen schaffen
Aufbau eines Netzwerks zwischen Schulen, Wissenschaftseinrichtungen und der Öffentlichkeit für zukünftige Forschungsprojekte.
Projektaufbau
Das Projekt umfasst vier Kernbereiche, wobei der Fokus jedes Bereiches auf einer anderen Station der Lebensmittelproduktion liegt. Mikrobiota werden untersucht, sequenziert und interpretiert.
Bereich 1- Stall: Welche Mikroben finden sich in Betrieben mit landwirtschaftlichen
Nutztieren?
Ziel: Optimierung von Hygienekonzepten in kleinen, bäuerlichen Betrieben.
Bereich 2- Desinfektion: Wie verändert sich das Handmikrobiom nach der Stallarbeit und nach Händedesinfektion?
Ziel: Verständnis für die Wichtigkeit der mikrobiellen Diversität zur Erhaltung der Hauthomöostase.
Bereich 3- Produkt: Wie verändert sich das Mikrobiom nach Produktherstellung?
Können wir einen Tag nach Genuss des Käses diese Mikroben in unserem Mund noch immer nachweisen?
Ziel: i.) Untersuchung der mikrobiellen Dynamik in einem definierten System.
ii.) Verständnis des Einflusses des Lebensmittelmikrobioms auf die Gesundheit.
Bereich 4- Küche: Welche Mikroben finden sich im Kühlschrank? Welchen Einfluss hat die Kühlschranktemperatur auf die mikrobielle Zusammensetzung?
Ziel: Abfallreduktion durch Optimierung der Kühlschranktemperatur.
Über Sparkling Science 2.0
Die Sparkling Science 2.0 Initiative des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung unterstützt herausragende Forschungsprojekte, die von Wissenschaftlerinnen österreichischer Hochschulen gemeinsam mit ihren Teams durchgeführt werden. Ein zentrales Merkmal dieser Initiative ist die aktive Einbindung von Schülerinnen sowie interessierten Personen außerhalb des schulischen Umfelds. Durch den innovativen Citizen-Science-Ansatz erhalten Schülerinnen die Möglichkeit, aktiv als Mitforschende mitzuwirken und substanzielle Beiträge zum Erfolg der Projekte zu leisten. Gleichzeitig wird wissenschaftliches Arbeiten für Jugendliche unmittelbar erfahrbar und schafft so einen direkten Zugang zur Welt der Forschung.

